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Beladungssensor für Adsorptionsfilter

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
05/2023 - 04/2025
Dipl.-Ing. Martin Lauer
+49-351-4081-5377
Sensorsystem zur Durchbruchserkennung bei der Gasabscheidung
Im Projekt soll ein Sensorsystem entwickelt werden, welches erlaubt, den Zustand eines Sorptionsmittels zur Luft-/Gasreinigung sicher zu überwachen und ein Signal zu generieren, wenn das Sorptionsmittel nahezu aufgebraucht ist. Ein Austausch des verbrauchten Sorptionsmittels bzw. Luftfilters kann somit bedarfsgerecht erfolgen, sodass dessen Kapazität möglichst gut ausgenutzt werden kann. Gleichzeitig wird die Schutzwirkung des Filters während der gesamten Nutzungsdauer sichergestellt um Schadstoffbelastungen für Mensch oder Umwelt zu vermeiden.
Einsatzbereiche
Die Reinigung der Luft in Innenbereichen ist seit 2020 stark in den Fokus gerückt. Neben partikulären Belastungen können auch gasförmige Stoffe schnell gesundheitlich bedenkliche Auswirkungen zur Folge haben. Um diese Komponenten der Luft zu entziehen, ist die Anwendung von Sorptionsmitteln (meist Aktivkohle) üblich. So sind die meisten Küchenabzugshauben und viele Raumluftreiniger mit einer solchen Technologie ausgestattet. Weitere Einsatzgebiete von Sorptionsmitteln findet man in der Belüftung von Schutzräumen/ -kabinen, in der Abluftreinigung industrieller Prozesse sowie in der Bereitstellung sauberer Prozessluft und zunehmend auch in der stationären Raumluftfiltration.
Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt des Austausches vom Sorptionsmittel stellt für die Betreiber ein Problem dar. Selbst wenn die Sorptionseinheit mit einer kostenintensiven Technologie zum Gasmonitoring ausgestattet ist (nur bei Großanlagen), kommt die Information für den notwendigen Wechsel des Sorptionsmittels erst mit oder nach dem Durchbruch der Sorptionsschicht. Bei kleineren Filtern für die Belüftung von Innenräumen oder in mobilen Anwendungen ist während des Betriebs keine Information über den Zustand und die verbleibende Schadstoffkapazität des Sorptionsmittels verfügbar.
Für Gasreinigungseinheiten, welche dem Arbeits-/ Gesundheitsschutz dienen, muss ein entsprechend frühzeitiger Wechsel der Sorptionseinheit vorgesehen werden. Beispielsweise legt die Handlungsanweisung 581 der BG Bau zwar fest, dass Fahrerkabinen beim Einsatz in kontaminierten Bereichen über ein entsprechend ausgestattetes Lüftungssystem verfügen müssen, die Normen für den Sorptionsfilter beinhalten aber nur die Art der Prüfung des Filters und keine Empfehlungen für die Einsatzdauer.
Auch in der industriellen Abluftbehandlung zur Reduzierung kritischer gasförmiger Komponenten werden häufig Sorptionsmittel als Schüttbett eingesetzt. Den Betreibern solcher Anlagen fehlt es hier ebenfalls an einem Indikator für den Zustand ihrer Sorptionsmittel. Somit erfolgt der Austausch dann entweder viel zu früh, was letztlich zu erhöhten Kosten für die Abluftbehandlung führt, oder zu spät, was eine unzulässige Umweltbelastung durch Emissionen nach sich zieht. Auch hier ist eine Sensorik notwendig, welche dem Betreiber meldet, wann sein Sorptionsmittel aufgebraucht ist und ausgetauscht werden sollte.
Zielstellung
Im Projekt wird ein Sensorsystem zur Durchbruchserkennung von Adsorptionsfiltern entwickelt. Es erlaubt die sichere Überwachung des Zustands eines Sorptionsmittels zur Luft-/Gasreinigung und generiert bei Überschreitung eines Schwellwertes ein Signal, wenn das Sorptionsmittel nahezu aufgebraucht ist. Ein Austausch des verbrauchten Sorptionsmittels bzw. Luftfilters kann somit bedarfsgerecht erfolgen, sodass einerseits dessen Kapazität möglichst gut ausgenutzt werden kann, und andererseits die Schutzwirkung über der gesamten Nutzungsdauer beibehalten wird.
Bild 1: Entwicklungsschritte im Projekt


Bild 2: Versuchsapparatur für Messungen an Aktivkohleschichten zur Erfassung des Verlaufes der Adsorptionsfront unter definierten Bedingungen
Ergebnisse / aktueller Stand
Um das Fortschreiten der Adsorptionsfront innerhalb des Sorptionsmittels zu detektieren beziehungsweise eine momentane Schadstoffpräsenz zu lokalisieren, wurden miniaturisierte Sensorelemente entwickelt, die an verschiedenen Positionen direkt im Filter platziert werden können und dem Luftstrom ausgesetzt sind. Die schadstoffsensitiven Elemente basieren auf gedruckter Elektronik, sodass die Anfertigung der Sensoren später kostengünstig in den Herstellungsprozess des Filters integriert werden kann. Eine separate Datenerfassungs- und Auswertungseinheit überwacht den Zustand anhand der elektrischen Eigenschaften der sensitiven Elemente. Eine Veränderung der elektrischen Kapazität signalisiert vorhandenen Schadstoff an der entsprechenden Position des Sensorelementes und somit einen Durchbruch bzw. Verbrauch des stromaufwärts liegenden Sorptionsmittelanteils. Dieses Konzept erlaubt die Zustandsbestimmung unabhängig von der Filterhistorie. Für die Kompensation der Einflüsse von Randbedingungen werden zusätzlich Temperatur- und Feuchtesensoren integriert. Weiterhin wird untersucht, inwieweit die Online-Auswertung der Feuchtigkeitsverläufe eine redundante Durchbruchserkennung ermöglicht.
Ein Aufbau für die schichtweise Untersuchung von Aktivkohleschüttungen mit Labormesstechnik wurde entwickelt und dient der Analyse der Adsorptionsfront sowie der zugehörigen Randbedingungen an unterschiedlichen Positionen der Lauflänge. Die Konzeptentwicklung ist abgeschlossen, prototypische Sensorelemente wurden hergestellt und sowohl einzeln als auch an einem Adsorptionsfilter getestet. Die Funktionalität des Konzeptes und der Sensorelemente konnte in diesen Laborversuchen mit Isopropanol als Schadstoff nachgewiesen werden. Aktuelle Schritte sind die Abstimmung der sensitiven Materialien auf weitere Schadstoffe sowie die automatisierte Datenerfassung durch die Auswertungseinheit für umfangreichere Testreihen.

Bild 3: Korrelation der Sensorsignale mit der lokal vorhandenen Schadstoffkonzentration während eines Aktivkohledurchbruchs im Laborversuch
Fazit / Ausblick
Der zukünftige Einsatz dieser Technologie bringt Vorteile für Umwelt, betroffene Personen, Industrie und Gesellschaft:
- Kosteneinsparungen für den Betrieb von Sorptionsfiltern /-anlagen durch die komplette Ausnutzung des eingesetzten Sorptionsmittels,
- Sicherstellung des Umwelt-, Personen- bzw. Anlagenschutzes vor den zu filternden Schadstoffen,
- Möglichkeit der Prozessüberwachung und bessere Planbarkeit des erforderlichen Einsatzes / Wechsels der Sorptionsmittel,
- Schonung vorhandener Ressourcen und chemischer (teils fossiler) Grundstoffe
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